SAK fordert konkrete Maßnahmen gegen Armut – Zentralveranstaltung im Filmhaus Saarbrücken

Anlässlich des „Internationalen Tags zur Beseitigung der Armut“ lud die Saarländische Armutskonferenz (SAK) e.V. zur zentralen Veranstaltung ins Filmhaus Saarbrücken. Neben einem Pressegespräch wurde der SAK-eigene Dokumentarfilm „Leben trotz Armut gezeigt“, der 2017 mit dem Förderpreis Ehrenamt ausgezeichnet wurde.

Michael Leinenbach, Vorsitzender der SAK, hieß die Gäste sowie die Vertretungen der Presse willkommen. Unter den Anwesenden befanden sich politische Vertretungen aus Saarbrücken, darunter auch Tobias Raab, Dezernent für Wirtschaft, Soziales und Digitalisierung der Landeshauptstadt. Die Stadt Saarbrücken ist zugleich Mitglied der SAK. Ermöglicht wurde die Veranstaltung im Filmhaus durch die finanzielle Unterstützung der Landeshauptstadt.

Die SAK nutzte den Aktionstag, um ihre aktuellen sozialpolitischen Forderungen zu bekräftigen:

• Schaffung von sozialem und bezahlbarem Wohnraum,
• Kostenlose Nutzung des ÖPNV für von Armut betroffene Menschen,
• Beendigung der diskriminierenden Aussagen über Empfänger des Bürgergeldes,
• der Einsatz der vorgesehenen zusätzlichen Verwaltungskräfte in der neuen „Grundsicherung“ sollte zukünftig in der Steuerprüfung für Reiche erfolgen,
• Ausbau der psychischen sowie körperlichen Gesundheitsprävention,
• Schaffung und Förderung des Dritten (Sozialen) Arbeitsmarkt für betroffene Menschen (z.B. in Wärmestuben, Dorfgemeinschaftshäusern) als unterstützende Maßnahmen für die Gesellschaft.
• generelle Entbürokratisierung in allen Leistungsebenen auf Grundlage der einfachen Sprache (Inklusion).


Wohnraum: akuter Mangel und strukturelle Versäumnisse

„Wenn bezahlbarer Wohnraum erst in zwei Jahren entsteht, hilft das den Menschen, die heute frieren, nicht“, so Leinenbach. Frank Couck von der SAK-Arbeitsgruppe „Wohnen und öffentlicher Raum“ ergänzte: Zwar sei die Zahl der Sozialwohnungen gestiegen, doch der tatsächliche Bedarf liege um ein vielfaches höher – es brauche kommunale Projekte und konkrete Umsetzung statt bloßer Planung. Auch die Zahl der Menschen mit Postmeldeadressen sei stark gestiegen – darunter zunehmend Erwerbstätige aus der Mittelschicht.
Die verdeckte Wohnungslosigkeit sei deutlich höher als bislang angenommen, insbesondere junge Menschen unter 25 und Frauen seien betroffen. Tobias Raab räumte ein, dass jahrzehntelang kaum in sozialen Wohnungsbau investiert wurde. Nun würden Fördermittel genutzt und neue Projekte angestoßen.


Gesundheit: Wohnungslosigkeit als Risikofaktor

Wohnungslosigkeit verschärfe psychische Erkrankungen und erschwere Genesung nach Krankenhausaufenthalten. Die SAK fordert daher eine ganzheitliche Gesundheitsversorgung, die auch die Lebenssituation der Betroffenen berücksichtigt.


Bürgergeld: Fakten statt Vorurteile

Leinenbach kritisierte die pauschale Stigmatisierung von Bürgergeldempfangenen. „Nur 0,4 Prozent verweigern Leistungen vollständig. Die Mehrheit besteht aus Elternteilen mit Kindern, pflegenden Angehörigen oder Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen.“ Die SAK fordert ein Ende der diskriminierenden Debatten.


Bürokratie: Belastung für alle Beteiligten

Christine Steimer, Vorstandsmitglied der SAK, berichtete von einem Fall, bei dem eine Familie über 80 Seiten an Anträgen ausfüllen musste – inklusive mehrfacher Belegsammlungen. Die Bürokratie sei für viele Menschen kaum noch zu bewältigen. Auch Tobias Raab bestätigte den enormen Aufwand und forderte Vereinfachungen, um Ressourcen effizienter einsetzen zu können.


Michael Leinenbach betonte am Ende des Pressegespräches, dass an diesem Abend lediglich ein Ausschnitt der aktuellen Forderungen vorgestellt werden könne: „Wir könnten den Forderungskatalog problemlos um mehrere Meter erweitern – doch irgendwo müssen wir beginnen und uns auf zentrale Punkte verständigen.“

Zum Abschluss wurde der Film Leben trotz Armut gezeigt, der eindrucksvoll die Lebensrealitäten armutsbetroffener Menschen dokumentiert. Die Vorführung regte zur Reflexion und Diskussion über die Entwicklungen der letzten zehn Jahre an.


Autor: Sven Mohr 
Fotos: Sven Mohr, Stephan Klein, Michael Sperlich 

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