Positionspapier der AG Wohnen und öffentlicher Raum – Zwischen Konflikten und Chancen – Der Pavillon in Saarbrücken bleibt erstmal bestehen. Jetzt braucht es mehr als symbolpolitische Ansätze

Die Arbeitsgruppe „Wohnen und öffentlicher Raum“ der Saarländischen Armutskonferenz e.V. begrüßt den Beschluss des Sozialausschusses der Landeshauptstadt Saarbrücken, den Pavillon im Nauwieser Viertel über das Jahr 2025 hinaus zu erhalten. Damit wurde ein wichtiges Zeichen gesetzt.

Der Pavillon im Herzen der Stadt Saarbrücken ist ein geschützter Aufenthaltsort für Menschen am Rand der Gesellschaft. Ursprünglich als Lösung konzipiert, sollte er Konflikte im öffentlichen Raum entschärfen und zugleich einen Kompromiss darstellen: sogenannten „Randständigen“ einen Platz zu bieten, ohne sie aus der Innenstadt zu verdrängen – und gleichzeitig für eine Entlastung im städtischen Umfeld zu sorgen.

Diese sozialpolitische Maßnahme wurde in der medialen Debatte jedoch häufig entwürdigend und entmenschlichend dargestellt. Dabei geht es um Menschen, die gesellschaftlich ausgegrenzt sind und in der Regel keine Lobby haben. Die Folgen von sozialer und politischer Exklusion sind absehbar keine Lösung – sondern brandgefährlich.

Die Entscheidung gegen die Schließung ist daher nicht nur eine Politische, sondern eine Gesellschaftliche: Sie erkennt an, dass soziale Probleme nicht durch Verdrängung gelöst werden können und die soziale Teilhabe primär gesellschaftliche und politische Aufgabe ist. Gleichzeitig nehmen wir die Sorgen der Anwohnenden ernst, welche beinhaltet eine langfristige und konstruktive Lösung zu finden.

Die Saarländische Armutskonferenz fordert von der Politik zentrale Ansatzpunkte, um allen gerecht zu werden und Chancen für Betroffene des Pavillons zu eröffnen:

– Würde wahren, heißt Menschen nicht als Störung zu betrachten, sondern als Teil der Gesellschaft

– Nicht entmenschlichen, denn Sprache und Verhalten prägen die Wahrnehmung

– Niedrigschwellige Hilfsangebote partizipierend mit den Betroffenen gestalten

– Prävention und Wohnraumprogramme („Housing First“) als Standard sowie Zugang zu medizinischer und psychologischer Versorgung

– Begleitung statt Verdrängung, heißt nicht einfach, als störend empfundene Menschen aus dem Stadtbild zu entfernen, sondern Alternativen anbieten

Die eigentliche Problematik liegt nicht im Pavillon selbst, sondern in den gesellschaftlichen und strukturellen Bedingungen unseren Stadtgesellschaften, die seine Existenz notwendig machen. Es braucht eine ausgewogene Balance zwischen berechtigten Sicherheitsinteressen und den Anliegen der Anwohnerinnen einerseits sowie dem Schutz und der Unterstützung der Pavillon-Nutzerinnen andererseits – nur so kann öffentlicher Raum inklusiv und für alle zugänglich bleiben.

Autor: Frank Couck – Arbeitsgruppe „Wohnen und öffentlicher Raum“ Saarländische Armutskonferenz e.V. (SAK)

Kontakt:
Saarländische Armutskonferenz e.V.
– Johannes-Foyer –
Ursulinenstraße 67
66111 Saarbrücken

Web: https://sak-ev.de/ 
E-Mail: info(@)sak-ev.de 
E-Mail AG: wohnenundoeffentlicherraum(@)sak-ev.de 

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